Gründung des Tennissportvereins
Eine der ältesten Tennisanlagen Deutschlands – aus der Geschichte der Jenaer Tennisanlage am Rasenmühlenwehr in der Oberaue und des Tennissports in Jena
Anlage in der „Deutschen Turnzeitung" (Nr. 17) vom 23. April 1896 ist in einem Artikel „Der Jenaer Spielplatz" über die Arbeit des 1894 gegründeten Spielplatzvereins zu lesen:
„... auch wurden zwei Tennisplätze angelegt (1894), zu denen im zweiten Jahr ein dritter ... kam."
In der Beilage zur „Jenaischen Zeitung" vom 24. Januar 1900 veröffentlichte der Turnlehrer am Gymnasium Hermann Peter als Vorstandsmitglied des Spielplatzvereins einen „Bericht über den Jenaer Spielplatz, die Jahre 1896 – 1899 betreffend", in dem es heißt:
„Zunächst wurde ein weiteres 2 ½ Acker großes Grundstück gekauft, und darauf sind zu den bereits vorhandenen 3 Tennisplätzen 9 neue angelegt worden. Im letzten Jahr reichten auch die 12 Plätze nicht aus; deshalb befindet sich vorläufig noch ein 13. im Bau. Die große Beteiligung auf diesen Plätzen – es haben jährlich rund 150 Personen regelmäßig Tennis gespielt – erklärt sich aus der reizenden Lage der Spielfläche, aus der anziehenden Eigenart des Spieles, aus der Eigenschaft der Stadt Jena als Universitätsstadt und aus der Opferwilligkeit des Vereins, der die Verwaltung unentgeltlich leistete."
Und im „Lawn-Tennis-Jahrbuch" von 1912 steht unter dem Stichwort Jena:
„Spiel(platz)verein, 32 Tennis-Plätze und 400–500 Mitglieder"!!
Diese deutschlandweit ganz sicher außergewöhnliche Vorgeschichte der heutigen 10-Plätze-Anlage ist im denkmalgeschätzten Gebäude auf der Tennisanlage bis heute sichtbar geblieben: Dieses Klubhaus wurde 1903 errichtet; neben der Eingangstür ließ die Universität im Jahre 1919 eine noch heute vorhandene Gedenkplatte zu Ehren Hermann Peters als Anerkennung für seine Verdienste um die Entwicklung des Jenaer Spielplatzes und damit auch der Tennisanlage anbringen.
Wann genau der Vorläufer der heutigen Abteilung Tennis gegründet wurde, ist noch immer nicht klar. Doch bereits 1907 wurden größere Turniere auf der Anlage ausgerichtet, wie in einem historischen Abriss von Dr. Hans-Georg Kremer nachzulesen ist. Auch die Tageszeitung "Thüringer Allgemeine" hat in Weimar über längst vergangene Turniere berichtet.
Die beiden Weltkriege unterbrachen jeweils die Entwicklung des Tennissports in Jena. Teile des Sportgeländes und auch Tennisplätze wurden zum Anbau von Kartoffeln und Gemüse genutzt. Es gelang aber immer wieder, Plätze bespielbar zu machen und den Tennissport im Leben der Universität und der Stadt am Leben zu erhalten.
Nach der Wiedereröffnung der Universität im Oktober 1945 initiierten engagierte Studenten auch wieder erste Übungsstunden im Tennis und bemühten sich um die Verbesserung der dafür notwendigen materiellen Bedingungen. In einem Vertrag vom Juni 1947 zwischen der Universität und der Sportgemeinschaft Otto Schott zur Nutzung der Universitätssportplätze sind auch Wiederherstellung und Pflege von Tennisplätzen und Tennishaus enthalten. Da die zu diesem Zeitpunkt vorhandenen 4 Plätze dem zunehmenden Interesse nicht mehr genügten, wurde im August 1948 die Kündigung der Gärten auf der Tennisanlage ausgesprochen, um fünf weitere Plätze wiederherstellen zu können.
Zu den Sparten in der am 13. April 1949 gegründeten Hochschulsportgemeinschaft (HSG Uni Jena) gehörte auch Tennis. 1953 engagierte sich der neue Mitnutzer der universitären Sportstätten, der VEB Jenapharm, beim Ausbau der 9-Plätze-Anlage. Die zwei M-Plätze (Meisterschaftsplätze) mit ihren Traversen entstanden und boten die Voraussetzung für beste Wettkampf- und Turnieratmosphäre.
Ab 1954 spielte der Tennissport im offiziellen Ausbildungs- und Angebotskatalog der Universität (Institut für Sportwissenschaft, Hochschulsport) kaum noch eine Rolle. Umso wichtiger war und blieb, dass die Sektion Tennis ihren festen Platz in der HSG behaupten und in den 35 Jahren bis zur politischen Wende das Leistungsniveau im Bezirk Gera sowie mit einzelnen Sportlern und vor allem im weiblichen Nachwuchs auch in der DDR mitbestimmen konnte. Entsprechend einem Freundschaftsvertrag zwischen der Universität, dem VEB Glaswerk Schott und Gen. und dem VEB Jenapharm wurde die nunmehr 11 Plätze umfassende Anlage neben der Sektion Tennis der HSG auch Heimstatt einer Sektion Tennis der BSG Chemie (später BSG Jenapharm).
Nach der politischen Wende kam der Tennissport wieder in den Ausbildungs- und Angebotskatalog der Universität, so dass die Nutzung der Anlage durch vier Partner (Institut für Sportwissenschaft, Hochschulsport, Abteilung Tennis im Universitätssportverein, dem Nachfolgeverein der HSG, sowie der Sektion Tennis Jenapharm) organisiert werden musste. Erschwerend wirkte sich auch aus, dass die ehemaligen Vertragspartner, die VEB Jenaer Glas und VEB Jenapharm, ihre seinerzeit eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen für die Sportanlagen nicht mehr erfüllten. Das „Jahrhunderthochwasser" im April 1994, durch das alle Tennisplätze überschwemmt wurden, löste die lange überfällige Rekonstruktion der Gesamtanlage aus. Mit Fördergeldern des Landes, mit maßgeblicher Unterstützung durch die Universität, vor allem aber mit einem Eigenaufkommen der Mitglieder der Abteilung Tennis von ca. 450 TDM wurden zehn Plätze neu aufgebaut und die Anlage großzügig neu gestaltet; das Tennishaus konnte schrittweise rekonstruiert werden. Dabei engagierte sich das Studentenwerk und richtete im Dachgeschoss eine Wohnung für drei Studierende ein. Diese umfangreichen materiellen Veränderungen schlossen auch strukturelle ein: Ab 1. Februar 1994 waren die Mitglieder der Sektion Tennis der SV Jenapharm in die Abteilung des Tennis des USV Jena gewechselt. Seitdem gehört diese Abteilung zu den mitgliederstärksten Abteilungen des USV und im Thüringer Tennisverband.